Polychlorierte Biphenyle (PCB), nicht zu verwechseln mit dem Holzschutzmittel Pentachlorphenol (PCP), sind unterschiedlich chlorierte organische Verbindungen, denen ein Grundgerüst aus zwei Kohlenstoffringen zu Grunde liegt. Die technischen Gemische setzen sich aus mehreren der insgesamt 209 verschiedenen Einzelsubstanzen (Kongenere) zusammen und unterscheiden sich im Chlorgehalt (30-60 %) und der Konsistenz (ölartig bis wachsartig). Man unterscheidet zwischen der sogenannten
offenen Anwendung, z.B. als:
→ Weichmacher in dauerelastischen Fugen und Dicht-Massen
→ Flammschutzmittel in Farbanstrichen auf Leichtbauplatten und Holz
→ Additiv in Lacken, Farben, Klebstoffen u.ä.
geschlossenen Anwendung, z.B. als Öl in
→ Kondensatoren (u.a. Kleinkondensatoren in Leuchtstofflampen und Elektrogeräten)
→ Trafos
→ Hydraulik-Teilen
Neben diesen Hauptanwendungsgebieten sind noch als weitere Möglichkeiten der schätzungsweise 25.000 t allein in der offenen Anwendung in Deutschland verarbeiteten Menge gegeben: Kabelummantelungen, Ölfarben, Beton-Schalöle und andere.
To top
- 1955-1975 Hauptanwendungszeit mit Schwerpunkt 1965-1972 (Marktanteil 80-90 %)
- 1978 Verbot der offenen Anwendungsformen
- 1983 Produktionsstop in Deutschland
- 1988 erster Raumluft-Schadensfall in einer Kölner Schule
- 1989 PCB-Verbot (auch geschlossene Anwendung) und Verwendungsverbot für Produkte >50 mg/kg PCB
- 1995 Umsetzung der ARGE-BAU-Richtlinie in Landes-Baurecht als PCB-Richtlinie
- 1999/2000 Verwendungsverbot in Kleinkondensatoren
To top
Nach derzeitigem Kenntnisstand sind langzeitig betrachtet negative gesundheitliche Auswirkungen auf die Nutzer der Gebäude beim Abdampfen aus der Bausubstanz und Übergang in die Raumluft bzw. auf den enthaltenen Schwebstaub nicht auszuschließen.
Das Gefährdungspotential ist abhängig von der
- Aufenthaltsdauer der Nutzer
- PCB-Konzentration in der Raumluft
- Art der Aufnahme
- inhalativ
- oral
- über Hautkontakt
PCB sind nicht bzw. nur gering akut giftig
To top
In Abhängigkeit ihres Dampfdruckes gasen die PCB-Kongenere unterschiedlich stark aus den Quellen aus und sind zum Großteil partikelgebunden in der Raumluft enthalten.Es findet im folgenden eine Anreicherung der vorher unbelasteten Bausubstanz mit PCB unter Bildung sogenannter Sekundärquellen mit darauffolgender Emission aus diesen statt.Diese flächigen Sekundärquellen stellen für die Raumluftbelastung oft einen ähnlichen Beitrag dar wie kleinflächige Primärquell
To top
Staubproben
Durch die Untersuchung von Baustoff-Proben ist eine Belastung der Materialen leicht erkennbar. Da sich aber aus den Ergebnissen der Materialproben keine direkten Rückschlüsse auf das Ausgasungsverhalten ziehen lassen, oft eine Vielzahl von Verdachtsproben zu entnehmen wären und weiterhin die Möglichkeit von verdeckten PCB-Quellen besteht, sind Staubmessungen im 1. Schritt oder in Ergänzung eine preisgünstige Möglichkeit als Indikator zur Ermittlung der Schadstoffsituation. Grundsätzlich wird zwischen Hausstaubproben (Staubsaugerbeutelinhalt) oder Passiv-Staub (sedimentierter Altstaub auf Einrichtungsgegenständen) unterschieden. Bei dieser Methode der Schadstoffmessung bekommt man ein Abbild der Raumluft über den Zeitraum in dem sich der Staub gebildet hat, bzw. in dem er der Raumluft ausgesetzt war. Anhand der Messwerte lässt sich die Aussage treffen, ob es sich um eine geringe, deutliche oder hohe Schadstoffkonzentration handelt. Je nach Höhe der Messwerte muss dann über das weitere Vorgehen entschieden werden.
Materialproben (i.d.R. Baustoffe)
Eine weitere Alternative bzw. eine sinnvolle Ergänzung zur Untersuchung von Staubproben ist die Untersuchung von verdächtigen Materialproben. Für beide Untersuchungsmedien (Staub und Material) ist allerdings ein Rückschluss auf vorliegende Raumluftwerte nur eingeschränkt möglich.
Bei auffälligen Raumluftwerten über 300 ng/m3 werden PCB-Quellen durch Materialproben identifiziert.
Wischproben
Die mittels Wischtuch entnommenen Proben geben ein Bild der Oberflächenbelastung und eignen sich als Screening-Methode oder zur Kontrolle von Reinigungsmaßnahmen.
Raumluftproben
Für die aufwändige Raumluftanalyse ist eine akkurate Messplanung zwingend erforderlich. Die Messbedingungen (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Lüftungssituation, Staubgehalt infolge Luftströmungseinflüssen u.a.) sind mitentscheidend für die Höhe der Messwerte.
Die PCB-Richtlinie und die VDI-Reihe 4300 regeln die Vorgaben für eine akkurate Messplanung und Analytik. Meist erfolgt die Probenahme auf PU-Schaum über mehrere Stunden.
Körperflüssigkeiten
Blut und Urin können bei nachgewiesenen Schadensfällen als Human B
To top
PCB gesamt mg/kg | Passivstaub (sedimentierter Altstaub) | bis 1 | Nichtbelastung bzw. tolerierbare Grundbelastung, die gegen das Vorhandensein von relevanten Raumluftbelastungen spricht | über 1 | Indikator für eine mögliche Belastungssituation, die im Sinne eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes Anlass für weitere Untersuchungen sein sollte | mg/kg | Materialproben (Bausubstanz) | bis 1 | nicht oder unrelevant gering belastet | 1 bis 10 | geringe Belastung, eventuell Sekundärkontamination | 10 bis 1000 | bei großflächiger Bausubstanz als Sekundärquelle Einfluss auf Raumluftwerte, eventuelle Sanierung nach Abwägung der Sachlage, Raumluftanalysen zur weiteren Abklärung | 1000 bis 300000 | Primärquelle, deutlich bis stark belastet, Raumluftanalysen zur weiteren Abklärung | ng/m3 | Raumluftgehalte | <1 bis 10 | Außenluftwerte | <100 | im Sinne eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes anzustrebender Zielwert | 100-300 | Nach den Vorgaben der PCB-Richtlinie, Abs. 3 wird bei Messwerten unter 300 ng/m3 selbst bei 24-stündigem Aufenthalt pro Tag kein Handlungsbedarf gesehen. | 300 | Zielwert nach Sanierung (bei 24 h Aufenthalt pro Tag) | 900 | Zielwert nach Sanierung (bei 8 h Aufenthalt pro Tag) | 300 bis 3000 | Nach den Vorgaben der PCB-Richtlinie, Abs.3 wird empfohlen bei Messwerten zwischen 300 und 3000 ng/m3 PCB-Quellen zu suchen und unter Beachtung der Verhältnismäßigkeit zu beseitigen und/oder andere Minimierungsmaßnahmen einzuleiten (Lüftung, Staubfreiheit, Nutzungsdauer-Reduzierung) | >3000 | Akuter Handlungsbedarf wird bei 24-stündigem Aufenthalt in den Räumen ab 3000 ng/m3 gesehen. Aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes wird dies in der Praxis auch bei weniger als 24 stündigem Aufenthalt überlegt. |
To top
Gesetzliche Grundlage der Bewertung im öffentlichen Hochbau bietet die 1995 in Bayern und Baden-Württemberg eingeführte PCB-Richtlinie. Diese enthält neben ausführlichen allgemeinen Informationen Handlungsempfehlungen in Abhängigkeit von Raumluftkonzentrationen.
To top
Die Proben werden im Labor extrahiert, aufgearbeitet und mittels Gaschromatographie als Trennverfahren und mit MS/MS-Detektion analysiert. Alle 209 Einzelverbindungen wurden durchnummeriert und namentlich benannt. Es werden in der Regel 6 über das Gesamtspektrum repräsentative Einzelverbindungen analysiert und angegeben als: PCB Nr. 28, 52, 101, 138, 152 und 180. Die Aufsummierung dieser 6 führt zur Angabe der Summe 6 PCB und nach Multiplikation mit dem Faktor 5 zur Angabe PCB gesamt oder PCB nach LAGA.
To top
Ist die Quelle der Belastung klar und durch Materialanalysen bestätigt, kommt als Sanierungsmöglichkeit das Anbringen einer Ausgasungssperre wie Versiegeln oder Verkleiden in Frage. Vollständige Sicherheit kann allerdings nur durch Entfernung der sogenannten Primärquellen mit PCB-Gehalten im Prozentbereich erreicht werden. Ebenso ist eine Schadstoff-Freisetzung durch die indirekt belastete Inneneinrichtung und Bausubstanz (Sekundärquellen wie Wand und Bodenbeläge usw.) möglich, sodass auch eine Sanierung dieser Quellen bedacht werden muss. Oft wird im Vorfeld eine Probesanierung durchgeführt, um die Resultate der Einzel-Maßnahmen und die Kostensituation kalkulierbarer zu gestalten. Diese sehr teuren und die Nutzung des Gebäudes einschränkenden Maßnahmen verlangen eine akkurate Planung. Vorschnelle und unüberlegte Reaktionen sind zu vermeiden. Als Übergangslösungen bei erkannten Schadensfällen sind Nutzungsbeschränkungen, Staubfreiheit durch Reinigungsmaßnahmen und andere denkbar und praktikabel.
To top
Bereits bei der Beurteilung von möglichen Schadensfällen und zur Interpretation der Analysenergebnisse sind Fachleute mit entsprechend einschlägiger Erfahrung einzuschalten. Beauftragte Labors sollten spezielle Erfahrung in der PCB-Analytik und ein gutes Qualitäts-Sicherungssystem nachweisen können. Hierzu gehört zum Beispiel: Teilnahme an Ringversuchen oder Laborvergleichsmessungen, speziell für PCB Abarbeiten von Kontrollproben z.B. von zertifiziertem Material nachvollziehbare Dokumentation Die Akkreditierung für PCB-Analytik und Probenahme kann vorteilhaft sein, ersetzt aber nicht Fachkenntnis und garantiert nicht in jedem Fall akkurate Arbeit
To top
|